Was Andere über mich schreiben

Cornelius Wandersleb im Editorial des Kulturhaus Schwanen Programms Sept.07

"Und an der Technik..."                 
 
Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht
(Bert Brecht)
 
Manchmal werden sie erwähnt, am Schluss, oft nicht oder nicht hinreichend. Profis haben sie deutlicher vor Augen als Amateure: Ohne Veranstaltungstechniker, Bühne, Licht, Ton, geht bei Kulturveranstaltungen gar nichts. Bei Semiprofis oder Amateuren, die sich für Profis halten, ist es oft heftig: ohne gute Techniker würden sie komplett verlieren; sie wissen das aber nicht und behandeln sie als Handlanger, oft mit wirren und einander widersprechenden, besserwisserischen, unbedachten und hektischen Anweisungen. Meistens gilt: Je besser eine Produktion ist, desto mehr ist die Technik ein integraler Bestandteil der Musik, des Theaterspiels etc. Tontechniker und Lichttechniker als Mitglieder der Band, des Ensembles, als Partner des Kabarettisten. Faktisch, aber eben oft nicht auch ausgesprochen. Das Licht beleuchtet den Mensch auf der Bühne; der, der es einrichtet und im richtigen Moment und mit dem richtigen Gefühl hochfährt, bleibt im Dunkeln. Dazu kommt, dass „Techniker“ im Gegensatz zu „Künstlern“ (wie gesagt, die Begriffe und die Tätigkeiten umschlingen sich oft und werden gleichbedeutend) oft eher im Hintergrund bleiben wollen; Extrovertiertheit, Aufmerksamkeit-bekommen-Wollen als notwendige Eigenschaften des Künstlers sind bei ihnen weniger ausgebildet.
 
Technik und Techniker nicht als Hilfsmittel und Zuarbeiter, sondern als Gestaltungselement und Mitgestalter der künstlerischen Produktion. Das ist schnell formuliert, doch im gesamten Bereich der nicht bereits supererfolgreichen und der nicht staatlich geförderten Produktionen, also bei vielleicht 95% des gesamten Kulturschaffens, gibt es aus Geldmangel keine festen, mit den Ensembles mitreisenden Techniker. Den Part übernehmen solche, die in den veranstaltenden Einrichtungen arbeiten oder die von diesen nach Bedarf engagiert werden. Man stelle sich den Schnellstart vor: Die Band kommt um vier, oder auch mal ausnahmsweise um eins, paar Stunden Probe und Soundcheck, und dann: Auftritt. Ton und Licht müssen sitzen. Sitzen auch, mehr oder weniger. Das „mehr“ hängt vom Engagement, der Improvisationskunst, der schnellen und kongenialen Auffassungsgabe, kurz der Klasse der Leute an Ton und Licht ab.
 
Wir im Schwanen haben Glück. - Da ist einer, der die gesamte Technik auf Zack hält und sie dann auch mit vollen Segeln, ohne Rücksicht auf Arbeitsanfall, einsetzt und zur Verfügung stellt. Und selber während der Veranstaltung das Licht „fährt“ – mit dem Licht zaubert, müsste man treffender sagen. Da geht es nicht darum, möglichst viele Lampen hochzudimmen und wieder runterzudimmen, Farbwechsel inklusive; sondern sich ins Geschehen auf der Bühne zu versenken und dann von Innen heraus Farben und Stimmungen und Wechsel präzise spürend hinzuzutun. Der Mann macht im andern Beruf Bilder, das merkt man. Die Rede ist von Bertold Becker.
 
Und dann Joe Saling, der immer hinzugeholt wird, wenn’s tonmäßig komplexer wird. Joe „kapiert“ eine Weltmusikband aus New York oder aus der hintersten Mongolei tontechnisch und vom Sound her so schnell und unaufgeregt, dass es einfach eine Freude ist.
 
Bertold und Joe – da bekommen selbst Schülerbands mit guten Ansätzen, Musicals mit hipfeligen Kinderdarstellern und bis zuletzt wacklige Amateurtheateraufführungen einen professionellen Drive. Und klar: hinter den Schwanen-Kulissen sind noch mehr Menschen technisch zugange; sie machen allesamt einen guten Job – und nur mit allen zusammen und der guten Laune aller wird’s wirklich gut.
 
Kunst kann Veranstaltern viel Stress machen – aber unter solchen „Umständen“ eben auch viel Spaß. Das sollte, mit Nennung dieser menschlichen „Umstände“, hiermit mal deutlich gesagt werden.
 
 
Cornelius Wandersleb